IQUITOS – WELCHE DSCHUNGEL TOUR
Von Iquitos aus gibt es zahlreiche Tourangebote in den Regenwald. Folgende Punkte solltest du bei der Wahl deiner Tour beachten:
- Möchtest du eine Tour in den Primär- oder Sekundärregenwald machen?
- Wie viel Zeit bringst du mit?
- Dein Budget
- Umwelt: Wie verantwortungsbewusst und respektvoll geht der Touranbieter mit der Natur um?
Primär-/ Sekundärurwald
Vorab eine Erklärung zu den Begriffen Primär- und Sekundärwald. Je nachdem, ob der Regenwald unberührt und ursprünglich ist oder nicht, wird zwischen Primär- und Sekundärregenwald unterschieden.
Im Primärregenwald findest du eine üppige biologische Vielfalt. Die Bäume sind älter und entsprechend höher, das Kronendach ist dichter. Licht dringt kaum bis zum Erdboden. Daher wachsen wenige Pflanzen auf dem Boden, dafür gibt es diverse Epiphyten (Pflanzen, die auf Pflanzen wachsen).
Ein Sekundärwald entsteht durch menschliches Eingreifen wie z. B. Rodung oder Wanderfeldbau und besteht aus wenigen schnellwachsenden Pflanzenarten. Die Artenvielfalt ist deutlich geringer als im Primärwald.
Touren in der näheren Umgebung von Iquitos
Rund um Iquitos sind etliche Lodges inklusive Tourangeboten angesiedelt, die allerdings nicht im Primärregenwald liegen. Hast du weniger Zeit, ist eine Tour in der Umgebung durchaus lohnenswert. Du fühlst dich trotzdem mitten im Urwald, auch Tiere wirst du sehen.
Viele dieser Touren beinhalten allerdings eine Art Verkaufsrundgang durch die Regenwalddörfer. Dir werden selbstgemachte Kräuterliköre, Medizin und Souvenirs zum Kauf angeboten. Unter Umständen wirst du auch zu Pflegestationen hilfebedürftiger Tiere geführt. Wenn du wirklich nur die Natur erleben willst, erkundige dich vorher, was die Tour alles beinhaltet.
Pacaya Samiria Nationalreservat – Tour in den Primärregenwald
Pacaya Samiria ist das größte Naturschutzgebiet in Peru und wurde 1982 zum Schutz und Erhalt der Fauna und Flora des Amzonasgebietes gegründet.
Von Iquitos sind es per Landweg ca. 100km südwestlich bis zur Stadt Nauta. Diese liegt am Eingang des Reservats, wo sich die ersten Lodges befinden. Eine davon ist die Libertad Jungle Lodge, die auf Nachhaltigkeit setzt.
Möchtest du noch weiter rein in den Regenwald, geht es von Nauta nochmals einige Stunden weiter mit einem Boot, wo unter anderem die Tapiche Jungle Reserve Lodge liegt.
Es gibt nicht viele Lodges innerhalb des Reservats und die Preise sind richtig teuer. Allerdings gehören Transport, Vollverpflegung, Erkundung des Regenwaldes mit einem erfahrenen Guide und Übernachtung dazu.
Die Einnahmen fließen teilweise in nachhaltige Projekte zur Erhaltung der Natur und Unterstützung der indigenen Völker.
Insgesamt bist du 6-8 Stunden unterwegs, daher solltest du mindestens 2 Nächte einplanen.
Unsere Tour durch den Dschungel
Da es für meine beiden Kinder das erste Mal in den Regenwald ging, haben wir uns für eine Tour entschieden, die zwar nicht zum Samira Reservat führte, aber dennoch genügend Abstand zu Iquitos bot.
So lag die Lodge mitten im Urwald, trotzdem konnten wir innerhalb weniger Stunden wieder in Iquitos sein. Unser Guide war famos, zumal er selbst fernab jeglicher Verkehrsanbindung in einem entlegenen Dorf, inmitten des Regenwaldes, aufgewachsen ist. Daniel konnte uns jedes Tier und jede Pflanze benennen bzw. erklären. Beeindruckend war auch, welches Hintergrundwissen er über die medizinische Wirkung der Urwaldpflanzen hatte. Ich fragte ihn, wie es denn mit Schlangenbissen sei, sein Tipp war: „Wir haben hier gute Schamanen… meist reicht die Zeit nicht, um schnell genug ins nächste Krankenhaus zu kommen.“
Flussaufwärts auf dem Amazonas
Unsere Tour begann mit einer 2-stündigen Fahrt flussaufwärts auf dem Amazonas. Rund um Iquitos herrscht reger Schiffsverkehr. Frachtschiffe beladen und entladen ihr Gut. Ein paar Kilometer außerhalb des Hafens wird es ruhiger, und vor dir liegen die enormen Weiten des Amazonas (der Amazonas erreicht teils eine Breite von bis zu 20km). Zwischendurch gab es ein Erfrischungsbad in den Fluten.
Die Fauna des Urwalds
Entlang unseres Weges sind uns diverse nette Urwaldbewohner begegnet. Meist habe ich vergessen zu fotografieren, weil es einfach so viel zu sehen gab…kleine giftige Spinnen, große harmlose Spinnen, giftige Tausendfüßler, verschiedenste Ameisen,….
Unsere Lodge
Danach ging es in einem kleinen Boot weitere 1-2 Stunden entlang der schmalen Seitenarme des Amazonas, bis wir an unserer Lodge mitten im Nirgendwo landeten. Die einfachen Holzhütten und Verbindungsstege stehen auf Stelzen, um in der Regenzeit nicht im Wasser unterzugehen. Statt Fensterscheiben sind nur Fliegengitter eingebaut, so bekommst du in der Nacht jedes Urwaldgeräusch mit.
Eine Basis-Stromversorgung läuft über Generatoren, die pro Tag 2-3 Stunden Strom zur Grundversorgung abgeben. In dieser Zeit können alle Akkus von Kamera, Handy, usw. aufgeladen werden.
Gekocht wird über einer Feuerstelle in großen Kupferkesseln. Das Essen war einfach, aber schmackhaft. Meistens gab es Reis mit etwas Gemüse, Salat und Fisch oder Fleisch. Mit der Wasserversorgung läuft es im Regenwald meist reibungslos, zumal das Regenwasser einfach über Sammelbecken aufgefangen wird.
Rundherum war eher Sekundärwald mit angrenzenden Primärwaldgebieten. Gesehen haben wir Totenkopfäffchen, Papageien, Tukane und diverse andere Vögel…und jede Menge Insekten.
Zur Amazonas-Riesenseerose
In der feuchten Hitze war jede Bewegung schweißtreibend. Geregnet hat es kaum, da wir im Juli in der Trockenzeit im Regenwald waren. Am folgenden Tag haben wir die Umgebung erkundet und sind bei den Riesenseerosen gelandet.
Die Blätter können einen Durchmesser von bis zu 3 Metern erreichen. Die Blüten blühen nur 2 Tage, am ersten Tag weiß und am zweiten Tag rosa.
Der Weg in die Morgendämmerung
Vögel kannst du am besten in den frühen Morgenstunden beobachten. So sind wir um 5 Uhr in der Früh auf einem kleinen Boot dem Sonnenaufgang entgegen geschippert, wo wir jede Menge Vögel gesehen und vor allem gehört haben.
Zitteraale und prähistorische Vögel
Am letzten Tag hat uns Daniel in ein abgelegenes Sumpfgebiet geführt. Der Weg dorthin war abenteuerlich. Unter dem Grasteppich auf dem Foto befindet sich ein See, in dem Zitteraale leben. Diese Tiere können eine Länge von bis zu 3m erreichen und als Verteidigung bzw. zur Jagd Elektrostöße von bis zu 800 Volt abgeben. Mit dem Versuch, möglichst nicht im sumpfigen Gewässer zu landen, hangelten und balancierten wir uns an Baumstämmen und Ästen über Matsch und Tümpel.
Aale sind uns nicht begegnet. Dafür haben wir Hoatzine gesehen, die aufgrund ihrer geruchsintensiven „Rülpser“ auch Stinkvögel genannt werden. Diese Urvögel lieben Sumpfgebiete, sind sehr gute Schwimmer, aber extrem schlechte Flieger. Sie schaffen gerade mal 300m am Stück zu fliegen. Jungtiere haben daher zusätzliche Krallen an den Flügeln, um bei Gefahr ins Wasser zu plumpsen und danach wieder auf die Bäume zu klettern.
Iquitos – Umwelt
Abschließend noch ein kurzer Einblick, warum es so wichtig ist, welchen Touranbieter du aus ökologischer Sicht wählst. Iquitos versinkt im Müll. Während der Trockenzeit sammeln sich Plastikberge entlang des Amazonas-Ufers. Müll, der zur Regenzeit in den Tiefen des Flusses schwimmt.
Leider passiert noch relativ wenig bezüglich Müllentsorgung/ Müllvermeidung. Armut und mangelnde Bildung verdrängen herrschende Umweltprobleme, politische Unterstützung gibt es kaum. Unser Guide erzählte uns, dass zum Teil wochenlang keine Müllentsorgung stattfindet. Viele Touranbieter sind in dieser Thematik nicht sensibilisiert und deren Touren ökologisch eigentlich nicht vertretbar.