Harz – warum es keine Fichten mehr gibt

DER FICHTENWALD IM HARZ STIRBT – URSACHEN

Bei meinem letzten Harz Urlaub war ich erschrocken über die kahlen Berghänge. Rund um den Brocken und Braunlage steht kaum noch eine Fichte.

Der Wald ist praktisch nicht mehr vorhanden, die Fichtenwaldbestände sind im Nationalpark Harz, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt seit 2003 um Zweidrittel geschrumpft. Doch warum ist das so?

Klimawandel

Der Klimawandel ist wohl einer von vielen Gründen. Dürreperioden in den Sommermonaten der letzten Jahre haben die sehr anfälligen Fichten geschwächt. Hinzu kamen das eine und andere Orkantief, wodurch kranke Bäume noch schneller entwurzelt wurden.

 

Der Borkenkäfer

Eine massive Vermehrung des Fichten-Borkenkäfers „Berti“, war unter anderem eine Konsequenz des Klimawandels, dieser frisst sich nun munter durch die geschwächten Fichtenwälder des Harzes. Dabei ist dieser Käfer gar nicht groß, nur einen halben Zentimeter misst er.

Und normalerweise kann sich ein gesunder Baum, durch Absonderung von Harz, wehren. Doch ist er geschwächt und herrschen besonders „günstige“ Witterungsverhältnisse wie Hitze und Trockenheit, vermehrt sich „Berti“ explosionsartig.

Borkenkäferplagen gab es in den letzten Jahrhunderten immer wieder. So kam es von 1768 bis 1799 im Harz zu einer großen Borkenkäferplage, die den Fichtenwald damals größtenteils zerstört hat. Das Ereignis wurde als das „Wurmtrocknis“ bekannt.

Die nächste Plage kam von 1947 bis 1949, die auf milde Temperaturen und Stürme zurückzuführen war. Auch diesmal kam es zu enormen Waldschäden.

Und im Jahr 2007 zog Orkan Kyrill über Deutschland, 11 Jahre später folgte das Orkantief Friederike. In den nächsten 3 Folgejahren hat es kaum geregnet und die milden Winter haben dem Fichtenwald den Rest gegeben, „Berti“ konnte sich wieder mal ausbreiten. Das Ergebnis sehen wir heute.

 

Die Fichte als Monokultur

Und da ist noch das Problem mit den Monokulturen. In der Vergangenheit wurden viele natürliche Laubwälder in Deutschland gerodet und durch Fichten als Monokultur ersetzt, da diese Baumart besonders schnell wächst und als Nutzholz für die Holzindustrie dient.

Fichtenholz ist eines der meistgenutzten Bauhölzer und eine der Hauptholzarten im Möbel- und Innenausbau. Sogar in der Papierindustrie wird es größtenteils verwendet.

Die ersten Fichtenwald-Monokulturen entstanden im 18. Jh., als auch der Bedarf an Holz stieg.

Im Harz war es der Bergbau mit der Erzgewinnung am Rammelsberg bei Goslar. Dazu wurde viel Energie benötigt, die in der damaligen Zeit mit Brennholz erzeugt wurde. Es kam zur massiven Rodung der natürlichen Buchenwälder, die nach und nach durch schnell wachsende Fichtenwälder ersetzt wurden.

Zudem war nach dem Zweiten Weltkrieg der Harz verpflichtet, Holz für den Wiederaufbau zerstörter Städte zu liefern. Und wieder kam nur die Fichte als Nachwuchs zum Einsatz.

Eigentlich liebt die Fichte kühle und feuchte Standorte und besonders gerne gedeiht sie in Höhenlagen ab 700m aufwärts. Im Harz sind die Fichtenmonokulturen aber auch in den niederen, verhältnismäßig trockenen und warmen Regionen gepflanzt worden.

Doch Fichten-Monokulturen sind in Bezug auf ökologische Vielfalt und Resistenz gegenüber Schädlingen und Krankheiten viel anfälliger als Mischwälder.

 

Von der Monokultur zurück zum Mischwald

Klar ist, um den Wald zu stabilisieren, müssen die anfälligen Monokulturen wieder zu robusten Mischwäldern umstrukturiert werden. So, wie es mal früher war.

Ein Mischwald ist abwechslungsreich, er besteht aus Laub- und Nadelbäumen verschiedenen Alters. Die Bäume sind weniger anfällig gegenüber Schädlingen und können besser mit klimatischen Veränderungen und extremen Witterungsverhältnissen umgehen.

Im Harz wird es weiterhin einen Fichtenwald geben, aber nur in den höheren Lagen ab ca. 700hm, eben da, wo er auch heimisch ist. Die tieferen Regionen sollen wohl in den nächsten Jahren wieder zu Mischwäldern heranwachsen.

Falls du deinen nächsten Harzurlaub planst, wirst du noch auf Mischwälder im östlichen Harz stoßen, rund um Quedlinburg im Bodetal.

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