TIPPS FÜR EINE RUNDREISE DURCH BOSNIEN & HERZEGOWINA
Willkommen im Balkan! Das Land Bosnien & Herzegowina liegt zwischen Kroatien, Montenegro und Serbien und eignet sich hervorragend für eine Rundreise. Neben ganz viel Natur wie Berge, Flüsse und Seen erwarten dich auch interessante historische Städte. Die ethnische und religiöse Vielfalt hat Kultur und Tradition des Landes geprägt, die Menschen sind so herzlich und offen.
Es war eine überraschend schöne erste Erkundungstour, lies dir gerne nachfolgend alle Tipps und Infos durch.
1. Wie du nach Bosnien & Herzegowina kommst
2. Die schönsten Städte
3. Una Nationalpark
1. Wie du nach Bosnien & Herzegowina kommst
Die wichtigsten Flughäfen für den internationalen Flugverkehr liegen in der Hauptstadt Sarajevo, Banja Luka und Tuzla, von Mostar starten nur Inlandflüge nach Kroatien und Italien.
Auch das Zugnetz ist in dem Land relativ gut ausgebaut und wird von den beiden Bahngesellschaften ZFBH und ZRS betrieben. Die meisten größeren Städte werden angefahren. Übrigens ist die Mitnahme von Fahrrädern in Zügen nicht erlaubt.
Sehr gut kommst du mit dem Bus von A nach B. Wichtig zu wissen, wenn es mit dem Bus über die Grenze geht, kann die Grenzkontrolle schon einige Zeit dauern. Uns wurden bei der Einreise aus Kroatien die Pässe/ Personalausweise abgenommen und diese waren dann auch erstmal für die nächste ¾ Stunde weg. Nach der Kontrolle ging es dann recht zügig weiter.
Einige Regionen in Bosnien & Herzegowina sind nicht an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden und da ist ein Mietauto sinnvoll. Da zwischendurch einige Berge sind, geht es streckenweise recht kurvig rauf und runter. Dafür wirst du mit einer wunderschönen Landschaft belohnt, insbesondere der Weg zwischen Mostar und Sarajevo. Es gibt auch einige Schnellstraßen, die allerdings mautpflichtig sind.
2. Die schönsten Städte
In Bosnien & Herzegowina gibt es einige sehr schöne Städte. Die Hauptstadt Sarajevo habe ich mit der multikulturellen Vielfalt und dem Mix aus modern und traditionell besonders ins Herz geschlossen.
Der recht touristische Ort Mostar ist quirlig bunt und eine alte Brücke ist Wahrzeichen und Besuchermagnet.
Banja Luka ist die zweitgrößte Stadt des Landes und liegt im Norden an der Grenze zu Kroatien an dem Fluss Vrbas. Viele Parks, Kultur und schöne Aussichten entlang des Flusses sind typisch für die Stadt.
In Jajce kannst du einen Wasserfall, Seen und eine Burg bestaunen. Und die sonst übliche Trennung der Volksgruppen in der Schule wurde hier zum Teil aufgehoben.
Ein weiteres charmantes Städtchen ist Trebinje, welches von Bergen und Weinbergen umgeben ist und mit einer entspannten Atmosphäre Besucher willkommen heißt.
Mostar
Das wunderhübsche historische Städtchen Mostar hat mich irgendwie an einen riesigen Basar erinnert. Verkaufsstände, Restaurants und gemütliche Bars reihen sich entlang der schmalen Kopfsteinpflasterwege. Kleine Brücken und Stege führen dich hier und da über den Stadtbach Radobolja, der im Neretva, dem Stadtfluss, mündet. Kirchen, Synagogen und Moscheen ergänzen das Stadtbild.
Natürlich ist das Städtchen inzwischen ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Die meisten kommen für ein/ zwei Tage aus Kroatien rüber und bestaunen die bekannte Stari Most Brücke.
Stari Most – Das Wahrzeichen in Mostar
Die Stari Most, was übersetzt „alte Brücke“ heißt, verläuft quer über den Neretva Fluss und verbindet seit dem Jahr 1566 die Weststadt mit der Oststadt. Und nicht nur das, sie gilt auch jeher als Bindeglied zwischen Muslimen und Christen und deren zugehörigen Ethnien. So leben Kroaten, die überwiegend dem katholischen Glauben folgen, eher auf der westlichen Uferseite, während die Serben, zumeist Moslems, hauptsächlich die Ostseite des Flusses bewohnen.
Zu Kriegszeiten trennte die Frontlinie wieder Ost und Westseite, und die Brücke wurde im Jahr 1993 zerstört. Die Harmonie und das friedliche Miteinander der verschiedenen Völker und Religionen waren dahin. Erst im Jahr 2010 kam es zum Wiederaufbau der Stari Most, und aufgrund ihrer Symbolik, als Zeichen für Frieden zwischen den Völkern, wurde sie zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
Nur noch ein alter Felsbrocken mit der Aufschrift „Don`t forget ‘93“ erinnert an die tragische Vergangenheit.
Brückenspringer sind heute die Hauptattraktion für die Touristen. Für etwas Geld stürzen sich die Springer vom Brückenrand 20m hinab in die Tiefen des eiskalten Neretva. Das sind 3 Sekunden freier Fall, dazu ist eine gute Portion Mut und entsprechende Kondition nötig.
Sarajevo
Für mich war Sarajevo, die Hauptstadt Bosnien & Herzegowinas, sehr besonders. Es ist eine lebendige, quirlige Stadt, traditionell und trendig zugleich, und, irgendwie anders als erwartet, im positiven Sinne.
Ost- und Westkultur sind auf engstem Raum vereint. Vier verschiedene Religionen haben hier ihre Gotteshäuser errichtet. Also wundere dich nicht, wenn gleichzeitig die Kirchenglocken der katholischen Kathedrale und der orthodoxen Kirchen läuten, die Sirenen der Synagogen am Freitagabend den Ruhetag ankündigen und Gebetsaufrufe, den Adhans, aus den Lautsprechern der Moscheen ertönen.
Doch Sarajevo hat auch eine traurige Vergangenheit. Vier Jahre stand die im Kessel liegende Stadt während des Bosnienkrieges unter Beschuss. Noch heute siehst du an manchen Häuserfassaden die Einschusslöcher.
Ein Spaziergang durch die Altstadt ist heutzutage ein Gang durch die Geschichte Bosnien-Herzegowinas. Einst Teil des Osmanischen Reichs, dann zugehörig zu Österreich-Ungarn, nach dem Zweiten Weltkrieg in sozialistischer Hand, Anfang der 90er der Bosnienkrieg und heute ein demokratischer Staat.
An dem Ort „Meeting of Cultures“ trifft der altosmanische auf den altösterreichischen Teil der Stadt. Es ist einfach nur eine Markierungslinie mit einem Kompass am Boden, doch von der einen auf die andere Seite ändert sich Architektur und Kultur komplett. Vom Wiener Caféhaus Flair geht es rein in die Basar- und Wasserpfeifen-Welt, irgendwie verrückt.
Basar und Wasserpfeife – Der altosmanische Stadtteil
Ja, der osmanische Teil der Stadt ist quirlig und bunt. Eben eine Art Basar aus Tausend und einer Nacht. In den engen Gassen findest du viele kleine Handwerksläden, Cafés und Restaurants. Ich hab es geliebt, hier durchzuschlendern.
Sebilj Holzbrunnen
Am Eingang der Altstadt, auf dem Baščaršija-Marktplatz, steht der alte Sebilj Holzbrunnen. Er wurde einst gebaut, um Reisenden kostenlos Wasser zu spenden. Ein altes Sprichwort besagt, dass jeder Reisende, der aus diesen Brunnen trinkt, irgendwann ein weiteres Mal nach Sarajevo kommt.
Baščaršija Moschee
In Sarajevo gibt es einige Moscheen. Hast du Zeit, schau dir ruhig einige der Gebetshäuser an. Die aus dem 16. Jh. stammende Baščaršija Moschee ist eine der ältesten in der Stadt, und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Gazi Husrex-beg Moschee
Diese Moschee wurde im 16. Jh. erbaut und liegt direkt in der Fußgängerzone. In dem großen Innenhof rund um den Brunnen sind etliche Besucher. Neben dem Minarett steht der alte Uhrturm, wo die Mondzeit angezeigt wird. Besonders ist, dass zu dem Komplex um die Moschee herum auch eine islamische Schule, ein Waisenhaus und eine Bibliothek gehören.
Wiener Flair – der altösterreichische Stadtteil
Kaum zu glauben, doch wenn es über die Grenzlinie der Meeting of Cultures geht, landest du praktisch in Wien. Die Architektur, die Cafés mit ihrem Apfelstrudel, und die breiteren Straßen bringen den österreichischen Flair in diesen Stadtteil von Sarajevo. Aber auch typische Shoppingläden und Geschäfte für die alltäglichen Dinge wirst du hier finden.
Herz-Jesu Kathedrale
Gehst du die Fußgängerzone entlang, wirst du ziemlich bald zu der Herz-Jesu Kathedrale gelangen, die Ende des 19. Jh. während der österreichisch-ungarischen Herrschaft erbaut wurde.
Die Rosen von Sarajevo
Es sind traurige Erinnerungen… Die Granateinschläge aus der Zeit des Bosnienkriegs haben überall in Sarajevo auf dem Steinboden Spuren hinterlassen. Die Löcher wurden im Nachhinein mit rotem Harz ausgefüllt, um an die an dieser Stelle verstorbenen Menschen zu erinnern.
Museen in Sarajevo
Die Geschichte des Landes Bosnien & Herzegowina ist lang und teils sehr tragisch. Möchtest du mehr über die Hintergründe erfahren, besuche eines der vielen Museen.
Sarajevo War Tunel Museum – Das Museum bietet Einblicke in die Zeit der Belagerung Sarajevos während des Bosnienkrieges und enthält einen Abschnitt des Tunnels, der zum Schmuggel von Vorräten in die Stadt genutzt wurde. Es liegt mit 7km recht weit außerhalb des Stadtkerns, trotzdem ist die Anbindung relativ gut.
Sarajevo History Museum – Möchtest du alles über Sarajevo erfahren, von den Anfängen bis zur Gegenwart, dann ist das historische Museum eine gute Anlaufstelle.
Jüdische Museum – In der Stari Hram, einer der ältesten Moscheen in Sarajevo, ist das jüdische Museum untergebracht, wo du alles über die Hintergründe des Judentums in Verbindung mit der Stadt Sarajevo erfährst.
Jajce
Jajce ist eine nette kleine Stadt, dessen historischer Stadtkern noch von der alten Festungsmauer umgeben ist. Parkanlagen und ein Wasserfall an dem Fluss Pliva liegen im Zentrum.
Übrigens, die ethnische Trennung an Schulen in Bosnien & Herzegowina ist immer noch die Regel. Kroatische und bosnische Kinder werden nicht zusammen unterrichtet. In Jajce haben Schüler dagegen protestiert und einiges erreicht. So erhielt die stadteigene Berufsschule dafür sogar eine internationale Auszeichnung.
Auch wenn die Stadt vom Krieg einigermaßen verschont blieb, sind doch, aufgrund der Nähe zur im Krieg herrschenden Frontlinie, noch viele Landminen im Erdboden versteckt. Wichtig ist daher, dass du die Warnschilder beachtest und nicht einfach vom Weg abgehst.
3. Una Nationalpark
Bosnien & Herzegowina wird als Urlaubsland ziemlich unterschätzt. Doch gerade die Vielfalt der Natur ist mindestens eine Reise wert.
Schau dir unbedingt den Una Nationalpark an. Dieser befindet sich ganz im Westen und erstreckt sich etwa 50km entlang der Landesgrenze zu Kroatien. Er ist das Pendant zu den Plitvicer Seen, die sich quasi auf der anderen Seite der Grenze befinden.
Der Park ist längst nicht so stark besucht, entsprechend auch nicht so ausgebaut und durchorganisiert wie die Seen der kroatischen Konkurrenz. Aber genau das macht diesen Nationalpark so charmant. Und, anders als bei den Plitvicer Seen, kannst du in den Flüssen baden, es ist nicht verboten.
Die Anreise
Tatsächlich kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum oder nur sehr schwer direkt in den Park. Ein Mietauto ist hilfreich. Insgesamt gibt es 6 Eingänge:
Eingang 1 – Gorjevac (Štrbački buk)
Eingang 2 – Ćukovi
Eingang 3 – Ćelije
Eingang 4 – Račić
Eingang 5 – Martin brod (Milančev Buk)
Eingang 6 – Lohovo
Die meisten Straßen innerhalb des Una-Parks sind schmale Schotterwege, die sich durch die Natur schlängeln, oft entlang des Una Flusses. So hast du während deiner Fahrt stets einen tollen Ausblick. Einen Geländewagen brauchst du nicht.
Wenn du kein Mietauto hast, ist Bihać die nächstgrößere Stadt im Norden, dahin kommst du gut mit Bussen oder Zügen. Von dort sind es noch etwa 21km zum Park. Es gibt wohl einige örtliche Busse, die dich weiter zum Nationalpark bringen. Erkundige dich am besten direkt vor Ort.
Was dich erwartet
Vor allem viel Natur. Mittendurch verläuft der eiskalte, türkisfarbene Una Fluss, der im Karstgebirge seinen Ursprung hat und das Herzstück des Nationalparks ist. Kajaktouren, schwimmen, angeln, klettern oder einfach wandern, das ist alles möglich, abseits der Zivilisation.
Denn, der Park ist eher dünn besiedelt. Eines der größeren Dörfer ist Kulan Vakuf, welches etwa auf halber Höhe des Parks liegt. Da findest du einige idyllische Restaurants entlang der Dorfbrücke, natürlich mit Blick auf die Una. Eine Spezialität sind Fliegenfische, die frisch aus dem Fluss auf deinem Teller landen. Auch zwei richtig coole Campingplätze wirst du hier finden.
Ein weiteres recht romantisches Dorf ist Martin Brod, welches ganz im Süden des Parks liegt und sich im Talkessel zwischen den Flüssen Una und Unac befindet. Fast jedes Haus hat dort einen eigenen Bach oder Flusszugang. Zudem sammeln sich in der Umgebung jede Menge Wasserfälle.
Die Wasserfälle Štrbački Buk
Ganz im Norden des Parks befinden sich die Štrbački Buk Wasserfälle. Ein paar Euro Eintrittsgeld weiter konnten wir unser Auto auf dem Parkplatz lassen und zu Fuß Richtung Wasserfälle laufen.
Über schmale Holzstege geht es einige hundert Meter am Wasser entlang. Das Gelände bzw. die Wasserfälle sind keine riesige Attraktion, und längst nicht mit den Plitvicer Seen zu vergleichen. Trotzdem hat es Spaß gemacht. Am Ende gab es dort in dem kleinen Restaurant noch richtig leckeres Essen für wenig Geld.
Übrigens starten hier auch Kajak Touren, die bestimmt richtig Laune bringen. Wir konnten dabei zuschauen, wie der Bootsführer zuerst das Schlauchboot hinab in die Wasserfälle schmiss, und danach selbst hinterher kletterte und sprang. Im seichten Wasser wurden die Mitfahrer eingesammelt.
Übernachten im Una Nationalpark
Die Übernachtungsmöglichkeiten im Una Nationalpark sind eher begrenzt. Die Infrastruktur ist sehr einfach, ein Auto ist daher praktisch, vor allem wenn deine Unterkunft etwas abseits der Dörfer liegt. Schau dir gerne meinen Beitrag zu Unterkunft Tipps in Bosnien & Herzegowina an.