DAS BARRIER REEF IN BELIZE ERHOLT SICH
2009 hatte die UNESCO das Barrier Reef in Belize auf die Liste der gefährdeten Weltkulturerbestätten gesetzt. Ölbohrungen vor der Küste, Abholzung der Mangrovenwälder und ökologisch bedenkliche Bauprojekte hatten in den letzten Jahren das Riff stark angegriffen.
Korallenbleiche und Absterben der Korallen waren die Folgen. Am 19.6.2018 gab es erstmals wieder Entwarnung und die UNESCO strich das Riff von der Liste. Es gilt nicht mehr als gefährdet, denn in Belize hat sich etwas getan. Strikte Bauregelungen in Küstennähe, Schutz der Mangrovenwälder, Verbot von Ölbohrungen in Küstennähe und „Aufforstung“ der geschädigten Riffs haben dazu beigetragen, dass sich die Unterwasserwelt wieder etwas erholen konnte.
Korallen – Teil eines komplexen Ökosystems
Korallen gehören zu den Nesseltieren, die durch Kalkabsonderungen (Calciumcarbonat) um sich herum eine feste Struktur aufbauen. Stein-, Feuer- und Baukorallen gehören zu den riffbildenden Arten. Der Aufbau eines Riffs dauert Jahrhunderte und gehört zu den größten von Tieren geschaffenen Gebilden auf der Erde.
Zur Vermehrung stoßen Korallen einmal im Jahr Samen und Eizellen gleichzeitig aus, Larven entstehen, die als rosa Teppich an der Meeresoberfläche schwimmen. Nach ein paar Tagen lassen sich die Larven an einem geeigneten Ort nieder, um als neue Kolonie weitere Korallenstrukturen zu erbauen. Auch durch Teilung der Nesseltierchen können sich diese vermehren, sind dann aber an ihrem Standort gebunden.
Da Korallen keine Photosynthese (mithilfe von Sonnenlicht Zucker herstellen) betreiben können, gehen sie eine Symbiose mit Algen ein. Diese liefern Glucose, und umgekehrt bekommen sie von den Korallen Kohlendioxid, welches wiederum den Algen eine Photosynthese ermöglicht. Durch verschiedene Algen entstehen auch die wunderschönen Färbungen der Korallen.
Wie kommt es zur Korallenbleiche?
Korallenriffe gehören zu einem komplexen Ökosystem, alles ist perfekt aufeinander abgestimmt. Die Wassertemperaturen, der Säuregehalt des Wassers, die schützenden Mangrovenwälder, die Meeresbewohner, alles zusammen ist entscheidend für ein gesundes Riff.
Gerät etwas aus dem Gleichgewicht, beginnt die Korallenbleiche. Die farbgebenden Algen auf den Korallen geraten in Stress und sondern dadurch Gifte ab, die wiederum die Nesseltierchen schädigen. Zum Schutz werden die Algen abgestoßen, doch ohne Algen findet keine Photosynthese statt. Eine Zeitlang können Korallen die Abwesenheit der Algen verkraften, doch nach einiger Zeit sterben sie ab.
Eine der Hauptursachen der Korallenbleiche ist der durch den Klimawandel verursachte Temperaturanstieg. Weitere Gründe sind unter anderem die Abholzung der Mangrovenwälder, Ölbohrungen in Küstennähe, aber auch Sonnencremes, die wir Badenden in die Meere tragen (weitere Infos zu Sonnencremes und wie sie auf Mensch und Umwelt wirken findest du hier).
Warum sind Mangroven so wichtig?
Mangrovenwälder sind Baum- und Straucharten, die im Gezeitenbereich der tropischen und subtropischen Küstenregionen wachsen, und sich perfekt an den schwankenden Wasserstand und den oft sauerstoffarmen Boden angepasst haben. Wo reines Salzwasser ist oder sich Salz- und Süßwasser mischen, gedeihen Mangroven problemlos.
Durch ein besonderes Filtersystem können die Pflanzen das pflanzenschädigende Salz zum Teil über die Blätter wieder ausscheiden. Typisch sind die Stelz- und Luftwurzeln, sie dienen der Sauerstoffzufuhr. Die über 70 Mangrovenarten sind nicht miteinander verwandt, sondern definieren sich über die Fähigkeit der Salztoleranz, Gezeitenanpassung und Wärmeaffinität. Sie gehören zu den anpassungsfähigsten und artenreichsten Ökosystemen auf unserem Planeten.
Mangrovenwälder bieten Lebensraum für zahlreiche Wasser- als auch Landlebewesen, und ihr dichtes Wurzelwerk schützt die Küstenregionen vor Erosion, Sturmfluten und Tsunami Schäden. Zudem binden die Pflanzen bis zu 5-mal mehr CO2 als andere Pflanzenarten und helfen somit dem Klimawandel.
Mangroven schützen Küsten vor Erosionsschäden
Mangroven speichern 3-5mal mehr CO2 als andere Pflanzenarten
Die Wurzeln dienen als Schutz und Rückzugsort für Meereslebewesen
Die Wurzeln der Mangroven dienen als Filter
Am Ende hängt alles zusammen. Werden Mangrovenwälder abgeholzt, kommt es zur Freisetzung des in den Pflanzen gespeicherten CO2. Das wiederum beschleunigt den Klimawandel und die Erhöhung der Wassertemperaturen. Schlecht für die Korallenriffs. Ohne das schützende Wurzelwerk der Mangroven an den Küsten gehen auch für das Korallenriff wichtige Fischbestände zurück, und durch Erosion verschwinden ganze Küstenabschnitte. Das Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht.
Inzwischen sind fast die Hälfte der weltweiten Mangrovenwälder verschwunden, einfach weg. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Verschmutzung/ Zerstörung der Gewässer durch Gewinnung fossilen Öls
- Anstieg des Meeresspiegels
- Trockenlegung und Abholzung der Küstenregionen, um weitere Flächen zu bebauen
- Shrimpszucht, Palmölgewinnung, Reisanbau
BELIZE SETZT AUF NATURSCHUTZ
In Belize stehen inzwischen ca. 40% Landfläche und ca. 10% Wasserfläche unter Naturschutz. Viele Organisationen wie z. B. Auduban Society, Smithonian Institute, World Wildlife Fund und weitere zoologische Gesellschaften unterstützen Reservate und Naturschutzgebiete in dem Land.
Mangrovenwälder in Belize
Belize ist ein wunderschönes Land. Karibikfeeling, angenehme Wassertemperaturen, ein Ort zum Wohlfühlen. Das haben sich auch Investoren gedacht, die vor Jahrzehnten ganze Waldabschnitte aufgekauft haben, die Mangrovenwälder abgeholzt und den Boden mit Sand trockengelegt haben. Grundstücke sollten her.
Ganze Küstenabschnitte lösten sich anschließend auf, Häuser versanken, der Schutz der Mangrovenwurzeln fehlte einfach. Das hat auch irgendwann die Regierung in Belize verstanden und wieder für eine Aufforstung der Mangrovenwälder gesorgt. Dadurch konnte sich auch das Barrier Reef wieder erholen.
Shrimpszucht in Belize
Doch auch die Shrimpszucht ist Thema in Belize. Die Tiere werden auf speziellen Garnelenfarmen gezüchtet, dafür müssen Mangrovenwälder weichen. Diese Farmen werden nach ein paar Jahren aufgrund hoher Chemikalienbelastung (Pestizide, Insektizide, Antibiotika) aufgegeben. Eine Wiederaufforstung mit Mangroven ist danach kaum möglich.
Doch auch hier hat sich Belize inzwischen bemüht, die Shrimpsfarmen zumindest auf ASC Standard (nachhaltige Fischerei) umzustellen. Um die 90% der Garnelenzucht in Belize stammen inzwischen aus zertifizierter ASC Haltung. Das Zertifikat ist bezüglich Nachhaltigkeit in einigen Punkten umstritten, es ist jedoch allemal besser als die konventionelle Zucht.
Belize – keine Erdölbohrungen mehr
Als eines der ersten Entwicklungsländer hat sich Belize freiwillig gegen eine weitere Förderung von Erdöl entlang der Küste entschieden. Die Ressourcen an fossilen Ölen entlang der Küstenregionen sind verglichen zu anderen Ländern verschwindend gering (Erdölförderung Belize pro Tag: 3000 Barrel, Erdölförderung USA pro Tag: 1,5Mio. Barrel), trotzdem wäre es eine weitere Einnahmequelle für das kleine mittelamerikanische Land gewesen.
Doch Belize möchte zukünftig mehr auf den Tourismus setzten. Denn das Barrier Reef entlang der Küste lockt viele Besucher in das Land und ist inzwischen zur wichtigen Einnahmequelle geworden. Ein Beispiel dafür, dass Tourismus der Umwelt auch helfen kann.
Korallen Neubesiedlung
Auch wenn Korallen keine Pflanzen, sondern Tiere in einer selbst erbauten Behausung sind, haben Meeresbiologen mit der Zeit entdeckt, dass einzelne Korallen-Bruchstücke „verpflanzt“ werden können. Konkret heißt das, Meeresabschnitte, wo das Riff stark geschädigt ist, können so quasi wieder aufgeforstet werden. In Belize macht das die Meeresbiologin Lisa Carne, sie hat im Jahr 2013 die Organisation „Fragments of Hope“ gegründet.