Venedig – Ein paar Fakten

VENEDIG HINTER DEN KULISSEN

Venedig ist eine der beliebtesten und meistbesuchten Städte der Welt. Millionen Menschen kommen jährlich zu Besuch. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle, aber er belastet die Infrastruktur und das fragile Ökosystem. Auch das Absinken der Stadt schreitet immer weiter voran. Venedig geht langsam in den Meeresfluten unter. Hintergründe und Fakten, wie geht es der Lagunenstadt wirklich?

 

Hochwasser in der Lagunenstadt

Mehrmals im Jahr versinkt Venedig in den Fluten. Der Markusplatz, als tiefster Punkt der Stadt, wird zum See. Gassen rundherum verwandeln sich in Bäche, und die unteren Stockwerke der meisten Häuser laufen voll mit Wasser.

In den letzten 100 Jahren ist Venedig ganze 23cm gesunken. Der sandige Untergrund gibt unter dem Gewicht der historischen Bauten jedes Jahr einige Millimeter nach.

 

Ursachen für das Absinken der Lagunenstadt

Venedig versinkt aus mehreren Gründen immer weiter ab. Einer der Hauptfaktoren ist die natürliche Absenkung des Bodens, die durch die geologische Zusammensetzung der Lagune verursacht wird, da die Stadt auf weichem sumpfigen Boden gebaut wurde.

Zusätzlich verstärkt der Klimawandel und der Meeresspiegelanstieg das Problem, indem sie die Überschwemmungen häufiger und intensiver machen.

Anfang der 60er kamen auf dem Festland Industriegebiete hinzu, die, aufgrund des enormen Süßwasserbedarfs, anfingen, das Grundwasser unter der Lagune anzuzapfen. Erst Ende der 60er wurde die Grundwasserentnahme begrenzt, dadurch konnte das Absinken der Stadt wieder verlangsamt werden.

 

Maßnahmen gegen weiteres Absinken

Um Venedig vor dem Untergang zu schützen, wurden vor der Lagunenstadt Sandbänke am Meeresgrund angelegt, um die einströmenden Meeresfluten zu verringern. Damit das Ökosystem erhalten bleibt, sind Zu- und Abflüsse zwischen den Bänken geblieben. Doch auch diese Maßnahme reicht nicht aus.

Das Milliardenprojekt M.O.S.E. soll weitere Abhilfe schaffen. Riesige Stahlmauern, die bei einbrechendem Hochwasser per Luftdruck hochgefahren werden, verschließen die 3 Eingänge zwischen den Sandbänken. Es ist ein umstrittenes Projekt. Experten befürchten ein Kippen des Ökosystems durch mangelnden Wasseraustausch. Zudem könnte das eigentliche Problem, nämlich das Absinken der Stadt, durch die nötige Vertiefung für den Bau des Projekts, nicht gelöst, sondern eher verschlimmert werden, quasi ein Teufelskreis.

Seit 2020 ist M.O.S.E. im Einsatz, die Überflutungen Venedigs sind seitdem etwas zurückgegangen, die Erosion und das Absinken der Stadt ist weiterhin ein Problem.

Kreuzfahrtschiffe – Das ewige Leid

Riesige Kreuzfahrschiffe haben ihre Menschenfracht direkt vor den Toren Venedigs abgeladen. Durch die Schiffe verursachten Wellen hat das Fundament Venedigs weitere Risse erhalten.

Seit 2021 dürfen Kreuzfahrtschiffe, die mehr als 25.000 Tonnen wiegen oder bestimmte Maße überschreiten, nicht mehr direkt in Venedig ankern, sondern müssen stattdessen in den Industriehafen von Maghera umgeleitet werden. Doch eine Dauerlösung ist das nicht, auch hier ist die Wassertiefe zu flach, der verursachte Wellengang zu stark, die Erosion schreitet voran.

Tourismus in Venedig

Du wirst an jeder Ecke nette Cafés, leckeres Eis oder ein gemütliches Restaurant mit wahrscheinlich traumhafter Aussicht finden. Doch Supermärkte, Apotheken oder einfache Drogeriemärkte, eben die Alltags-notwendige Infrastruktur, findest du kaum. Stattdessen ist die Stadt mit Souvenirshops zugepflastert.

Denn Venedig ist inzwischen komplett auf den Tourismus ausgerichtet. Dadurch sind die Mieten  enorm gestiegen. Was zur Folge hat, dass viele Häuser, vor allem die unteren Stockwerke, verrotten. Die Instandhaltung ist kaum bezahlbar, zumal jedes Jahr das Hochwasser enorme Schäden an der Bausubstanz hinterlässt.

Eine Stadt, die mit 7-8 Millionen Reisenden jährlich gut zurechtkäme, aber nicht mit 28 Millionen, wie es momentan der Fall ist.

So hat der Massentourismus und die jährlichen Überschwemmungen mit der Zeit die Einheimischen aus Venedig getrieben. Innerhalb der letzten 70 Jahre ist die Einwohnerzahl von 175000 auf 50000 geschrumpft. Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt inzwischen bei über 40 Jahren.

 

Bewusst reisen – Worauf du in Venedig achten solltest

Müll ist tatsächlich ein großes Problem in Venedig. Vor allem zur Hochsaison, wenn viele Urlaubsgäste durch die Straßen strömen, häuft sich der Abfall. Die Einheimischen werden es dir danken, wenn du deine Abfälle ordentlich entsorgst.

Die ganzen Souvenirshops haben mit Venedig eigentlich nichts zu tun. Es sind größtenteils Massenimport-Produkte aus China. Wenn du ein Mitbringsel suchst, dann gehe lieber in einen von Einheimischen geführten Laden und kaufe dort eine Kleinigkeit. Damit unterstützt du die Infrastruktur in der Stadt.

Es gibt noch Menschen, die in Venedig arbeiten und auch dort wohnen. Hab also Verständnis, wenn jemand nach Feierabend zügig nach Hause möchte und vielleicht nicht so gut auf den täglichen Massentourismus zu sprechen ist.

Verkneife dir eine Gondelfahrt. Es ist inzwischen eine absolute Touristen-Abzocke, und die Nachbarschaft ist genervt von dem ewigen Gesang der Gondeliers vor deren Fenstern.

Verkneife dir eine Kreuzfahrt nach Venedig. Erstens hast du wenig von der Stadt, wenn du nur für ein paar Stunden durch die Gassen zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten rast, zweitens sind die riesigen Schiffe einfach nicht für das Anfahren im Niedrigwasser gemacht.

2 thoughts on “Venedig – Ein paar Fakten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert